Jeder braucht es, jeder will es, und trotzdem hat es einen zwiespältigen Ruf: Geld.
Das Streben nach finanzieller Sicherheit prägt unser Denken und Handeln auf vielfältige Weise.
Laut Forschern macht Geld vor allem dann glücklicher, wenn man es ausgibt – für andere!

Im Rahmen des „World Happiness Report 2015“ der UN erhoben Wissenschaftler jedes Jahr anhand repräsentativer Stichproben, wie glücklich die Menschen rund um den Globus sind. Den ersten Rang belegte die Schweiz; Deutschland schaffte es trotz blendender Wirtschaftslage nur auf Platz 26.

Laut einer aktuellen Allensbach-Umfrage bewerten derzeit 60% der Deutschen ihre finanzielle Lage als gut oder sehr gut, nur 9% als schlecht. Jeffrey Sachs, einer der Autoren des Happiness Report, erklärt, dass Geld alleine kein Garant für ein glückliches Leben sei.
Studien belegen einerseits, dass jenseits eines Jahreseinkommens von rund 70.000€ kein nennenswerter Zusammenhang zwischen Verdienst und Glück besteht. Andererseits zeigten Kahneman und andere Forscher, dass materieller Wohlstand doch einiges zur allgemeinen Lebenszufriedenheit beiträgt.

Schützt Geld vor Unglück?

Aufgrund der uneindeutigen Befundlage wollten der Psychologe Kushlev und seine Kollegen wissen, inwiefern das jeweilige Einkommen einer Person vielleicht nicht deren Glück steigert, aber dem Unglück abhilft. Nach Sammlung umfassender Befragungsdaten von mehr als 12000 Personen stellte sich heraus, dass reichere Teilnehmer seltener von unglücklichen Ereignissen berichten.
Die Erklärung ist einleuchtend: Ein Loch im Dach ist für den wohlhabenden Hausbesitzer zwar ärgerlich, jedoch fix behoben. Wer dagegen jeden Cent zweimal umdrehen muss, den belastend die Reparatur sehr viel mehr.
Geld verschafft uns Kontrolle über die Herausforderungen des Lebens und lindert somit Sorgen.

Geld wirkt

Erkenntnisse aus der Motivationspsychologie liefern deutliche Hinweise darauf, dass finanzielle Anerkennung unsere Bewertung dessen, was wir tun, deutlich verändern kann. Wir bewerten positiver, wenn eine Verdienstaussicht auf uns wartet.
Alleine der Gedanke an Geld kann Lustgefühle auslösen und – genau wie gutes Essen oder Sex – das Belohnungssystem im Gehirn aktivieren. Vermutlich verhalten wir uns daher in Sachen Finanzen nicht immer rational.

Hauptsache mehr als die anderen

Eine weitere interessante Erkenntnis ist, dass Geld eine soziale Vergleichsfunktion hat. Es hat also keinen absoluten, sondern einen relativen Einfluss auf das Wohlbefinden. Das Resultat einer Umfrage von 23000 erwachsenen US-Bürgern: Menschen mit viel Geld waren zwar im Durchschnitt zufriedener als arme – am glücklichsten schätzten sich im Schnitt aber jene ein, die über mehr Geld verfügten als gleichaltrige Kollegen, Geschwister oder Freunde.

Abgeben macht glücklich

In Experimenten lässt der Gedanke an Geld Probanden weniger kooperativ agieren – sie bitten bei einer kniffligen Aufgabe erst deutlich später um Unterstützung.
In einem weiteren Experiment aus dem Jahre 2014 wurde gezeigt, dass Probanden, die einen Teil ihres Geldes für einen anderen Menschen ausgaben, deutlich glücklicher und zufriedener waren als jene, die das Geld für sich behielten. Dabei scheint es offenbar nicht so sehr darauf anzukommen, wie viel man ausgibt, sondern, dass man es tut.
Weiterhin zeigte sich, dass sich reichere Menschen weniger die kleinen Freuden des Alltags genießen können und ihr Geld meist weniger in soziale Aktivitäten als in materielle Güter investieren.

Quelle: Gehirn und Geist: Spektrum der Wissenschaft Nr.8/2015

Photo via unsplash by micheile henderson

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