Glück kann ambivalent sein: Es wird oft von Befürchtungen und Zweifeln begleitet: Habe ich es verdient? Bleibt es? Werden andere neidisch sein?
Aus Angst vor dem Glücklichsein:
- dämpfen manche Menschen ihre positiven Emotionen
- glauben sie, Hochgefühle nicht zu verdienen
- fühlen sich Menschen daran gehindert, überhaupt Freude zu empfinden
Auch kulturelle Traditionen, die die Vergänglichkeit des Glücks betonen, spielen eine Rolle
Dem Psychologen Paul Gilbert vom Kingsway Hospital in Großbritannien ist bei seiner Arbeit mit depressiven Patienten aufgefallen, dass die Betroffenen oft große Probleme haben, sich selbst Freude oder Genuss zuzugestehen.
Negative Gefühle
Solche Sorgen sind sehr belastend für die Betroffenen und können einer guten Lebensführung im Weg stehen.
Um die Reaktionen auf positive Gefühle besser messen zu können, entwickelte der Psychologe Gregory Feldman vom Simmons College in Boston (USA) einen Fragebogen. Eine Studie mit 487 Teilnehmern, die nach 5 Monaten zwei Depressionsfragebögen ausfüllten, zeigt: Je mehr die Probanden bei der ersten Befragung angegeben hatten, dass sie ihre positiven Gefühle dämpften, desto eher zeigten sie später depressive Symptome. Dies gilt vor allem für Personen mit niedrigem Selbstwert.
Mögliche Ursachen
Solche Sorgen sind sehr belastend für die Betroffenen und können einer guten Lebensführung im Weg stehen.
Um die Reaktionen auf positive Gefühle besser messen zu können, entwickelte der Psychologe Gregory Feldman vom Simmons College in Boston (USA) einen Fragebogen. Eine Studie mit 487 Teilnehmern, die nach 5 Monaten zwei Depressionsfragebögen ausfüllten, zeigt: Je mehr die Probanden bei der ersten Befragung angegeben hatten, dass sie ihre positiven Gefühle dämpften, desto eher zeigten sie später depressive Symptome. Dies gilt vor allem für Personen mit niedrigem Selbstwert.
Mögliche Ursachen
Mohsen Joshanloo von der Chungbuk National University in Südkorea geht von der These der vier dysfunktionalen Überzeugungen aus:
- Glücklich zu sein, macht es wahrscheinlicher, dass es wieder bergab geht
- Glücklich zu sein, ist unmoralisch
- Glück auszudrücken, verstärkt die Distanz zu den Mitmenschen
- Das Streben nach Glück tut einem nicht gut
Diese Ideen basieren allerdings vor allem auf Texten aus Philosophie und sind empirisch bislang wenig erforscht.
Paul Gilbert glaubt, dass derartige Bedenken meist schon früh entstehen – etwa wenn Kinder die Erfahrung machen, dass sie sich auf etwas freuen, was dann nicht eintritt.
Manche Betroffene wurden als Kinder häufig getadelt oder bestraft, wenn sie Freude zeigten. Andere fühlten sich aus moralischen Gründen schuldig, wenn sie Glück empfanden. So berichtet eine Patientin, deren Mutter im Rollstuhl saß und von ihrem Mann verlassen worden war. „Wenn ich mit Freunden ausgehen wollte, machte meine Mutter mir ein schlechtes Gewissen: ‚Wie kannst du mich allein lassen, wo es mir so schlecht geht!‘ Ich konnte nie Spaß haben, ohne zu denken: Hoffentlich geht es Mama gut, hoffentlich ist sie nicht beleidigt.“
Gilbert plädiert dafür, die Angst vor dem Glücklichsein wie andere Phobien zu behandeln – durch stufenweise Exposition mit dem Angst auslösenden Reiz – und so zu lernen, nach und nach mehr Glück zu empfinden.
Neben der Konfrontation könnten auch Maßnahmen sinnvoll sein, die die Motivation oder bisherige Lebensführung der Betroffenen verändern.
Einschränkend merkt Mohsen Joshanloo an, dass die Angst vorm Glück möglicherweise auch auf kulturelle Bewertungen zurückgeht. Tatsächlich betrachten Menschen in verschiedenen Kulturen Glück unterschiedlich. Probanden bewerteten „Glücksverläufe“ über die Lebensspanne ganz unterschiedlich: Amerikaner präferierten Varianten, bei denen das Glück kontinuierlich zu- oder abnahm, deutlich stärker als Chinesen.
Entscheidend ist hier, inwieweit der Betroffene die Angst vor dem Glücklichsein als Einschränkung wahrnimmt. In vielen Fällen kann eine therapeutische Unterstützung hilfreich sein.
Quelle: Spektrum, 05.06.15
Photo via unsplash by Dustin Humes